Verfasst von: Wolfgang | 20. Februar 2010

Charterwechsel am Freitag

Windstärke 8, auflandiger Wind, brechende Seen, kein Schiff auf dem Wasser. Wer läuft bei dem Wetter auch aus?! Hafentag in Can Pastilla (Palma de Mallorca), wo die Wellen über die Mole spritzen und der Wind in den Riggs heult. Doch weit draußen segelt einer, jemand der es gewagt hat und bei dem Wetter auf See ist. Na, hoffentlich geht alles gut. Die Yacht kommt näher. Ein kleines Schiff ist das, vielleicht 36 Fuß lang, fünf Mann an Deck müssen ordentlich kämpfen. Wie das schaukelt und spritzt, mit denen möchte jetzt niemand tauschen. Ungläubiges, beinahe vorwurfsvolles Staunen an Land. Das Boot nähert sich dem Hafen, gleich haben sie es geschafft, doch sie bergen nicht die Segel. Sie scheinen die Lage zu sondieren und laufen an der Hafeneinfahrt vorbei – zwei, drei Mal. Sie fahren ein zweifach gerefftes Groß und die Rollfock ist auf Handtuchgröße eingerollt. Drei Mann sitzen – unter Dauerbeschuss der Gischt – auf der Deckskante, Luvgewicht gegen Krängung. Ihr Schiff haben sie im Griff, das muss man ihnen lassen. Ob die einen Motorschaden haben und die Maschine nicht starten können? Um Gottes Willen, bei dem Sturm! Tatsächlich, jetzt laufen sie auf die Hafeneinfahrt zu. Warum bergen die nicht wenigstens ein Segel? Mit auflandigen Wind kämen sie doch auch unter Fock gut in den Hafen. Die Wellen werden hier unter Land steiler, jedes Mal wenn das Heck angehoben wird, hat der Rudergänger alle Hände voll zu tun, damit das Schiff nicht aus dem Ruder läuft und querschlägt. Er schafft das, er kriegt sein Boot durch die enge Einfahrt, wo die Wellen am steilsten sind. Full Speed rauscht er da durch, atemberaubend! Nun ist er im glatten Hafenwasser. Der stürmische Wind weht noch immer von achtern, beinahe zehn Knoten schnell ist der kleine Kahn. Zack, da dreht er auf engstem Raum sein Schiff in den Wind; Wende, Fock rüber, sofort stark abfallen. Perfekt! So hat er die Fahrt aus dem Schiff geholt – und kein Kommando war zu hören. Immer noch sind alle Segel oben und jetzt läuft er in das schmale Hafenbecken. Wo will der hin, wie kommt er da wieder raus, da ist überhaupt kein Platz frei, oder? Doch ganz hinten. Schon wieder macht das Schiff zügig Fahrt, da fällt zwanzig Meter vor der Box das Groß – zwei Mann am Mast und wieder ohne Kommando. Auch die Fock rollt sich ein, scheinbar ganz von selbst. Mit drei Knoten schrägt von vorn laufen sie zum Liegeplatz – kein Wort zu hören. Auf jedem Seitendeck steht ein Mann mit einem Festmacher in der Hand, ein weiterer am Bug, zwei im Cockpit. Ein Schritt, die Festmacher sind angebracht und dichgeholt, das Schiff steht und vorne steigt ein Mann seelenruhig auf die Pier.  „Alles klar…, dann können wir ja unser Anleger-Bierchen trinken.“

Aufgebracht kommt ein Mitarbeiter der Charterbasis (die Segelyacht war gechartert) ans Boot. „Hey, was ist los? Maschinenschaden?! Warum seid ihr nicht an die Tankstelle gefahren?!“ Sein Basisleiter beruhigt ihn: „Es hatte die ganze Woche Wind.  Du kennst doch Wolfgang – nicht einen Tropfen Diesel werden die gebraucht haben.“

Wolfgang, der Charterskipper nickt grinsend: „Die wollten segeln, also sind wir gesegelt.“

Ihr wollt segeln? Vielleicht rund Mallorca? Mit einem Skipper? Info unter sy_aura@yahoo.de.


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